Fragen und Antworten zum Thema Unterzuckerung:
Von einer Unterzuckerung spricht man, wenn der Blutzuckerspiegel unter einen bestimmten Wert fällt. Die Definition dieses Wertes ist international nicht einheitlich, liegt aber bei ca. 60 mg/dl. Für den Patienten bedeutet eine Unterzuckerung, dass vor allem das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Zucker als Energielieferant versorgt wird und entsprechende Symptome auftreten.
Die klassischen Zeichen einer Unterzuckerung sind Schweißausbruch, Heißhungergefühl und Schwächegefühl. Je tiefer die Blutzuckerwerte fallen, desto mehr treten auch Konzentrationsstörungen, Sehstörungen und Sprachstörungen bis hin zum Bewusstseinsverlust auf. Alle Symptome bessern sich nach Traubenzucker- oder Flüssigzuckergabe rasch.
Wenn jemand unvermittelt ohne körperliche Anstrengung oder direkte Hitzeeinstrahlung stark zu schwitzen beginnt, körperliche Schwäche zeigt und auf Nachfrage angibt, Diabetiker zu sein, sollten Sie daran denken, dass eine Unterzuckerung vorliegen könnte. Solange der Betroffene bei Bewusstsein ist, ist die rasche Gabe von Traubenzucker, Flüssigzucker oder Fruchtsäften die richtige Reaktion.
Eine Unterzuckerung entsteht immer aus einem Missverhältnis zwischen Insulin und Zucker im Blut. Die häufigsten Ursachen sind die Einnahme von Sulfonylharnstoffen oder das Spritzen von Insulin OHNE anschließende Mahlzeit, zusätzliche ungeplante Bewegungseinheiten oder das Überdosieren von Insulin oder Medikamenten.
Man unterscheidet leichte Unterzuckerungen, die zufällig gemessen werden, aber keine Beschwerden machen oder bei welchen die Beschwerden leichter Natur sind und der Betroffene sich ohne Probleme selbst helfen kann, von den schweren Unterzuckerungen, bei denen Fremdhilfe bis hin zum Rettungseinsatz nötig ist.
Der einzig sinnvolle Weg, eine Unterzuckerung zu bekämpfen, ist die sofortige Zufuhr von schnell resorbierbaren Kohlenhydraten. Solche sind: Traubenzucker, Flüssigzucker, Fruchtsäfte, Cola. Nicht geeignet sind: Kekse, Schnitten, Schokolade, Pralinen, Torten etc. Diese Dinge schmecken zwar besser, brauchen aber viel zu lange, bis sie den Blutzucker anheben. Auch Leichtgetränke sind völlig ungeeignet.
Nicht in jedem Fall lassen sich Unterzuckerungen vermeiden, aber: Regelmäßige Blutzuckermessungen, vor allem bei ungewohnten körperlichen Belastungen, und eine daraus resultierende rechtzeitige Nahrungszufuhr sowie die Vermeidung von Dosierungsfehlern von Medikamenten oder Insulin helfen, die Zahl an Unterzuckerungen zu verringern. Nach Möglichkeit sollte eine gute Blutzuckereinstellung solange als möglich mit Medikamenten OHNE Unterzuckerungswirkung angestrebt werden.
Ja, Unterzuckerungen können gefährlich sein. Einerseits, weil sie die Reaktionsfähigkeit stark herabsetzen und damit z. B. im Straßenverkehr zur Gefährdung der eigenen und der Sicherheit anderer beitragen können. In manchen Berufen kann durch Unterzuckerungen bedingt durch schwere Entscheidungsfehler ebenso Fremd- oder Eigengefährdung auftreten. Potenziell können Unterzuckerungen aber auch selbst gefährlich werden, weil sie Herzrhythmusstörungen und Krampfanfälle bis hin zum Tod verursachen können.
Nein. Immer mehr neue Medikamente verursachen keine gefährlichen Unterzuckerungen. Ausschließlich Insulin, Sulfonylharnstoffe und alle Kombinationen mit diesen Substanzen können ernsthafte Unterzuckerungen auslösen.
Für Arbeitsfähigkeit und Berufseignung von Menschen mit Diabetes spielen in erster Linie schwere Hypoglykämien (Unterzuckerung die Fremdhilfe erfordert) und die Hypoglykämiewahrnehmung eine Rolle. Grundsätzlich können und dürfen Menschen mit Diabetes mellitus bis auf wenige Ausnahmen alle Berufe ergreifen solange keine schweren Hypoglykämien auftreten und die Hypoglykämiewahrnehmung erhalten ist. Eine fehlende Hypoglykämiewahrnehmung und/oder das Auftreten schwerer Hypoglykämien kann in einer Reihe von Berufen zur Selbst- bzw. Fremdgefährdung führen. Ist dies der Fall, kann dies so die medizinische Situation nicht zu verbessern ist im individuellen Fall zu einer Einschränkung oder Unfähigkeit der Berufsausübung führen.